Stabilisatoren für Yachten und Arbeidsboote

Marine Stabilizers

Stabilisatorsysteme gibt es schon länger, traditionell wurden sie jedoch vorwiegend auf großen Passagierschiffen eingesetzt. Mittlerweile sind aber auch Eigner von Freizeityachten an mehr Komfort und besserer Nutzbarkeit interessiert. Verschiedene Hersteller bieten Stabilisatorsysteme für Yachten und Arbeitsboote bis zu 50 Meter Länge an. Im Folgenden möchten wir einige Aspekte von Stabilisatorsystemen für Yachten, Superyachten und Arbeitsboote aufzeigen. Der Fokus liegt auf aktiven Systemen zur Reduzierung der Rollbewegung im Fahrbetrieb sowie beim Ankern.

Benötigt man ein Stabilisatorsystem?

Man hofft natürlich immer auf eine reibungslose Fahrt bei schönem Wetter, aber dieser Wunsch erfüllt sich leider nicht immer. Wenn Sie sich an Bord bereits einmal unwohl gefühlt haben oder seekrank geworden sind, wissen Sie bereits um die Notwendigkeit eines Stabilisatorsystems. Seekrankheit ist nicht die einzige, aber vermutlich die gravierendste Auswirkung einer rollenden bzw. instabilen Yacht. Unter widrigen Bedingungen kann es schwierig sein, sich an Bord frei zu bewegen, dadurch wird die Sicherheit erheblich reduziert.


Die Rollbewegung ist die unangenehmste Bewegung auf See. Technologische Fortschritte und modernes Rumpfdesign geben Konstrukteuren die Möglichkeit, Wellenbewegungen und deren Auswirkungen auf den Schiffsrumpf besser zu erforschen und dadurch die Grundlagen für wirkungsvolle Stabilisierungsysteme besser zu verstehen, um für alle eine sichere und komfortable Zeit an Bord zu gewährleisten.


Bei Arbeitsbooten, die auch bei rauen Bedingungen unterwegs sein müssen, kann ein aktives Stabilisatorsystem den Unterschied für das sichere Erledigen der Arbeit machen. Ein stabilisiertes Schiff verbessert Sicherheit und Komfort an Bord enorm, da die Rollbewegung sowohl im Fahrbetrieb wie auch beim Ankern fast vollständig beseitigt wird.

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Verschiedene Methoden zur Stabilisierung

Man kann heute zwischen verschiedenen Anbietern wählen. Eine Stabilisierung der Rollbewegung kann bei konventionellen Booten durch die Veränderung der Rumpfform erreicht werden. Eine Reduzierung der Rollbewegung ist aber auch auf andere Weise möglich. Grundsätzlich kann man Stabilisatorsysteme in zwei Kategorien unterteilen:

  1. Passive Systeme: Hier werden weder eine Kraftquelle oder ein Steuerungssystem benötigt. Beispiele für passive Systeme sind der Schlingerkiel, Ballasttanks (passiv) und festestehende Finnen.

  2. Aktive Systeme: Die ausgleichenden Kräfte werden durch das Bewegen von Massen oder Flächen erzeugt. Beispiele für aktive Systeme sind Ballasttanks (aktiv), Gyrostabilisatoren und Systeme mit aktiven Finnen.

Wie möchten uns hier hauptsächlich auf aktive Systeme konzentrieren. Abhängig vom geplanten Einsatz und Bootstyp finden sich drei unterschiedliche Systeme: aktive Ballastanks, Gyrostabilisatoren und Systeme mit aktiven FInnen.

Bei der Entwicklung einer neuen Yacht sollte die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Technologien sorgfältig berücksichtigt werden. Einige einfache Fragen können hier schon etwas Klarheit bringen:

  • Wo wird das Boot eingesetzt? Mittelmeer, Karibik oder z.B. Nordsee, wie sind die vorherrschenden Bedingungen?
  • Wie wird das Boot verwendet? Arbeiten unter rauen Bedingungen, marinebiologische Forschung, Charterbetrieb auf den griechischen Inseln oder zum Angeln vor der norwegischen Küste?
  • Handelt es sich um einen Verdränger oder Gleiter?
  • Werden längere Strecken mit konstanter Geschwindigkeit zurückgelegt, Einsatz beim Schleppangeln oder liegt das Schiff vorwiegend vor Anker?
  • Wie hoch ist das Budget für ein entsprechendes Stabilisatorsystem?

 

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Kurzer Überblick über aktive Systeme

active tank

Aufgrund der sperrigen Konstruktion und der kostspieligen Montage werden aktive Ballasttanks hauptsächlich auf großen Frachtern, Tankern etc. eingesetzt. Bei passiven Ballasttanks wird das Wasser durch Pumpen befördert. Abhängig von der Komplexität des Systems erreichen aktive Tankstabilisatoren einen hohen Wirkungsgrad bei der Stabilisierung von Rollbewegungen. Allerdings benötigen diese Systeme so viel Platz an Bord, dass sie für Boote, auf die wir uns konzentrieren wollen, nicht anwendbar sind.

Gyrostabilizator

Gyro stabilizers can be fitted into smaller boats and are also used by large ships and carriers. In a large boat, you might see the need to install more than one gyrostabilizer. Gyro stabilizers are using the physical laws of precession to work against sea motions. Precession is a physical phenomenon that appears when a rotating object's axis "wobbles" while exposed to the effect of an external force. While spinning the gyro tilts fore and aft as the boat rolls, it creates a torque that pulls up on starboard and down on port, or vice versa. This reduces roll. The World War I transport USS Henderson, completed in 1917, was the first large ship with gyro stabilizers (right). It had two 25 ton and nine feet diameter flywheels mounted near the center of the vessel, spun at 1100 RPM by 75 HP AC motors.

active fin

Active fins are fitted outside the hull. Sensing the rolling motion of the ship, a gyro sensor sends a signal to the actuating system. This causes the fins to move in a direction that counteracts the roll. The bigger the boat and the longer the lever between the center of gravity and the fin, the more power it gives. The active fins get stronger the bigger and wider the boat is. Fin stabilizers are vastly more efficient at higher velocities, while they lose effectiveness when the ship travels at minimum speed. At low speed or anchor, stabilization-solutions include actively-controlled fins. The first use of fin stabilizers on a ship was on a Japanese cruise liner in 1933.

The video below shows active fins and their impact on the hull's movement in 0,5-1 meter high waves at zero speed. 

 

Auswahl des passenden Stabilisatorsystems

  • Im Folgenden geht es um die jeweiligen Vor- und Nachteile von aktiven Finnen und Gyrostabilisatoren
  • Beim Ankern weisen beide Technologien einen ähnlichen Effekt auf. Durch die leichten Drehbewegungen der Finnen bewegt sich das Boot manchmal leicht vorwärts, was gelegentlich zu Geräuschen an der Ankerkette führen kann. Andererseits drehen sich die Schwungräder von Gyrostabilisatoren mit sehr hoher Geschwindigkeit, was zu einer gewissen Geräuschentwicklung führt
  • Während Gyrostabilisatoren 30-45 Minuten Anlaufzeit benötigen, bevor die maximale Wirkung erzielt werden kann, arbeiten Systeme mit aktiven Finnen sofort mit voller Kraft.
  • Da die Finnen unter Wasser verbaut sind, kann eine eventuelle Reparatur etwas aufwändiger sein. Bei einem Gyrostabilisator besteht weniger Gefahr einer eventuellen Beschädigung, da dieser sicher im Rumpf verbaut ist. Allerdings muss je nach Konstruktion bzw. Hersteller beim Service möglicherweise das gesamte Schwungrad demontiert bzw. herausgenommen werden.
  • Für Gyrostabilisatoren besteht keine Gefahr eventueller Beschädigungen durch Auffahren oder schwimmende Teile.
  • Systeme mit aktiven Finnen können auch geringe Krängungen aufgrund von Windeinwirkung oder ungünstiger Gewichtsverteilung etc. korrigieren. Gyrostabilisatoren können dies systembedingt nicht, sodass sie Krängungen über längere Zeiträume nicht entsprechend effektiv korrigieren können.
  • Ein Gyrostabilisator verfügt über einen unveränderlichen Kraftimpuls, während sich bei aktiven Finnen die entgegenwirkenden Kräfte mit der Geschwindigkeit potenzieren.
  • Systeme mit Finnen benötigen relativ wenig Platz an Bord. Die modernen Stellantriebe weisen eine niedrige Bauhöhe auf und die verschiedenen Systemkomponenten lassen sich relativ unabhängig voneinander platzieren. Gyrostabilisatoren sind hingegen eine Systemeinheit mit entsprechenden Abmessungen.


Der Yachtmakler Jimmy Rogers beschreibt im Folgenden kurz die Vor- und Nachteile von Finnen- und Gyrostabilisatoren.

Stabilisatoren mit Finnen ermöglichen eine generelle Nutzung sowohl im Fahrbetrieb als auch beim Ankern. Der Kraftbedarf zur Stabilisierung der Yacht beim Ankern bestimmt die Dimensionierug der Finnen. Größere Finnen ermöglichen prinzipiell mehr Stabilisierung, führen jedoch durch den erhöhten Strömungswiderstand und damit bei höheren Geschwindigkeiten zu mehr Treibstoffverbrauch. Durch größere Systeme wächst auch der Platzbedarf der internen Komponenten. Daher müssen häufig Kompromisse bei der Einbauposition gemacht werden, was sich wiederum nachteilig auf Rollbewegung und Richtungsstabilität auswirkt. Dies führt bei der Dimensionierung konventioneller Systeme meistens auch zu Kompromissen bei der Größe der Finnen. Bei schnellen Yachten wird aus diesen Gründen deswegen häufig auf Stabilisatoren verzichtet, auch wenn der Eigner den Einbau prinzipiell bevorzugen würde.

Das fortschrittliche Design der geschwungenen Vektor-Finnen ermöglicht eine deutlich effizientere Verminderung der Rollbewegung bei gleichzeitiger Reduzierung nachteiliger Auswirkungen aktiver Finnen wie Dreh- und Eintauchbewegungen. Diese Vorteile und die daraus resultierenden stark gesteigerten Komforteigenschaften an Bord machen die Stabilisatoren mit Vektor-Finnen zur idealen Lösung für Yachten auf denen konventionelle Systeme mit flachen Finnen bisher nicht die gewünschte Reduzierung der Rollbewegung erreichen konnten.

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Vorteile aktiver Finnen

Im folgenden Video berichtet Richard Kennedy über seine Erfahrungen mit einem Stabilisatorsystem von Side-Power und den erhöhten Komfort für die Passagiere an Bord.

 

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Dimensionierung und Installation

Unabhängig davon, ob Stabilisatoren für eine neue Yacht oder zur Nachrüstung geplant sind, muss sichergestell sein, dass der Rumpf bezüglich der höheren Belastung die Anforderungen für den Einbau eines Stabilisatorsystems erfüllt.

Als Bootskonstrukteur kann man den Rumpf einer Yacht hinsichtlich Verwindungssteifigkeit und Rollverhalten optimieren. Eine höhere Verwindungssteifigkeit verbessert meistens das Rollverhalten und ein Stabilisatorsystem an Bord bietet mehr Möglichkeiten beim Rumpfdesign die Verwindungssteifigkeit entsprechend zu variieren, wodurch auch Gewichtsersparnisse hinsichtlich einem niedrigeren Treibstoffverbrauch gemacht werden können. 

Der Leitfaden 'Grundlagen Stabilisatorsysteme’ erklärt die Dimensionierung und Planung von Side-Power Stabilisatorsystemen.


Im folgenden Video berichtet John Maxey über seine Erfahrungen mit einem Stabilisatorsystem von Side-Power auf seiner 78 Fuß Fairline Squadron.

 

Empfehlungen und praktische Anwendung

Im Vergleich zu konventionellen flachen Finnen, reduzieren die Side-Power Systeme mit Vektor-Finnen die Rollbewegungen beim Ankern um ca. 50% und im Fahrbetrieb um ca. 30%. Gleichzeitig reduzieren sie unerwünschte Gier- und Schwankbewegungen.

 

Diese Vorteile machen Side-Power Stabilisatoren zur idealen Lösung für schnelle Yachten auf denen konventionelle Systeme mit flachen Finnen bisher nicht die gewünschte Reduzierung der Rollbewegung erreichen konnten. Besonders gilt dies bei leichteren Yachten bis 20m Länge, die durch die kürzeren Rollbewegungen schwierig zu stabilisieren sind. Die Vorteile der Vektor-Finnen machen sie zu einer erstklassigen Wahl für kleinere, schnelle Yachten, für die es bisher keine zufriedenstellenden Systeme gab.

Verified test results

 

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Kosten eines Stabilisatorsystems

ship stabilizers

Die Kosten für ein Stabilisatorsystem betragen etwa 2-4% der Gesamtkosten einer Yacht. Für die komplette Installation auf einer Motoryacht mit 70 Fuß Länge, müssen etwa €75.000,- einkalkuliert werden. Da Gyrostabilisatoren oft ein Vielfaches von Systemen mit aktiven Finnen wiegen, muss der Rumpf entsprechend verstärkt werden und ausreichend Platz für das Gehäuse vorhanden sein.


Normalerweise sind Systeme mit Finnen auf Yachten unter 50 Fuß eher selten, während Gyrosysteme bis 30 Fuß Länge verbaut werden können. Beide Systeme können auch nachgerüstet werden.

Komfort und Sicherheit an Bord werden durch ein Stabilisatorsystem enorm erhöht. Dadurch werden die Nutzungsmöglichkeiten auch bei widrigen Bedingungen erweitert, statt Im Hafen verbleiben zu müssen. Für Arbeitsboote, Charteryachten und andere Boote, die beispielsweise stundenweise Einnahmen erzielen, kann ein Stabilisatorsystem eine sehr gute Investition sein. Als gehobenes Ausstattungsmerkmal erhöht ein installiertes Stabilisatorsystem auch den Wiederverkaufswert einer Yacht erheblich.

Hersteller auswählen

Es gibt mittlerweile mehrere Hersteller auf dem Markt, die teilweise verschiedene technische Lösungen anbieten. Manche Systeme haben ihre Vorteile beim Ankern, andere eher im Fahrbetrieb. Die endgültige Entscheidung hängt häufig von der beabsichtigten Verwendung der Yacht ab, den Konstruktions- oder Rumpfvorgaben und ob es sich um eine Neuanschaffung oder eine Nachrüstung handelt.

Diese kurze Checkliste fast einige wichtige Punkte zusammen:
  • Rollreduzierung beim Ankern
  • Rollreduzierung im Fahrbetrieb
  • Reaktionszeit beim Ankern bzgl. kleinerer Wellen
  • Rollreduzierung bei langen Wellen im Fahrbetrieb
  • Dynamisches Kurvenverhalten
  • Geschwindigkeit und Kraftstoffverbrauch
  • Systemgewicht und Stabilisierungsleistung
  • Platzverhältnisse
  • Systembereitschaft bzw. Anlaufzeit
  • Eigenschaften beim Zurücksetzen
  • Benötigt keinen Generator im Fahrbetrieb
  • Geräuschniveau beim Ankern
  • Einfache Wartung oder Reparatur
  • Händler- bzw. Servicenetz

Side-Power unterstützt Sie gerne bei der Auswahl und Dimensionierung Ihres Systems. Das Unternehmen verfügt über eine jahrzehntelange Erfahrung in der Entwicklung und Produktion von technischem Yachtzubehör. Sollten Sie weitere Fragen haben, die in diesem Beitrag nicht angesprochen wurden, können Sie sich gerne an uns wenden.

 

Mit Sicherheit findet sich ein Importeur bzw. Fachhändler in Ihrer Nähe, der Ihnen weitere Informationen geben kann.

 

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